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Gedenkstätten für NS-Opfer in Deutschland

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Die Vielfalt der Gedenkstättenlandschaft

NS-Gedenkstätten sind ein wichtiger Bestandteil unserer Erinnerungskultur und prägen das kollektive Gedächtnis der Gesellschaft.
Doch wie sehen sie aus? Welche Themen behandeln sie?

Wir zeigen Ihnen, dass es in Deutschland eine vielfältige Gedenkstättenlandschaft gibt. Die Gedenkstätten haben unterschiedliche Schwerpunkte und viele lokale Besonderheiten.

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Dabei stehen uns folgende Einrichtungen exemplarisch zur Seite:
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Die Nationalsozialisten errichteten 1933 im Deutschen Reich eine Diktatur und besetzten bis zum Kriegsende 1945 weite Teile Europas.

Die NS-Ideologie richtete sich vor allem gegen Jüdinnen und Juden, Slawinnen und Slawen sowie politische Gegner und Minderheiten, die aus rassistischen, biologischen und sozialen Motiven ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Die Nachwirkungen dieser Menschheitsverbrechen sind bis heute in vielen Ländern und Familien zu spüren.

Das „Nie wieder“ ist daher in der Erinnerungsarbeit die wichtigste Antriebskraft.

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NS-Gedenkstätten sind dazu da, um an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen zu erinnern und über ihre Verfolgungsgeschichte zu informieren.
Das geschieht fast immer an den historischen Orten.

Es gab Millionen von Opfern, die aus unterschiedlichen Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Deshalb haben die Gedenkstätten auch unterschiedliche Themenschwerpunkte.

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Grundlagen der Gedenkstätten

Mehr als 280 Gedenkstätten zur Anerkennung von NS-Opfern und zur Dokumentation von NS-Verbrechen gibt es allein in Deutschland.
Dies hängt mit der umfassenden Verfolgungspraxis während der Zeit des Nationalsozialismus zusammen, die exemplarisch an historischen Orten dokumentiert wird.

In jeder Region und in jeder größeren Stadt finden Sie Gedenkstätten, die es zu entdecken gilt.

Und dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa.

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In der Gesellschaft ist das Gedenken an die Opfer des Holocaust präsent. Gedenkstätten werden häufig damit in Verbindung gebracht.

Neben Jüdinnen und Juden gibt es weitere Gruppen von Opfern: Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, vom Nationalsozialismus als „Asoziale“, „Berufsverbrecher“ und „Kranke“ Stigmatisierte, Kriegsgefangene und Zwangsarbeitende, Opfer der Wehrmachtsjustiz, Zeugen Jehovas, Mitglieder der christlichen Kirchen, und zahlreiche zivile Opfer von Kriegs- und Menschheitsverbrechen im besetzten Europa.

An sie wird heute an den Orten ihrer Verfolgung erinnert.

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Bezogen auf den historischen Ort behandeln die Gedenkstätten unterschiedliche Themen und Verfolgungskomplexe:
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Bis zur heutigen Vielfalt der Gedenkstättenlandschaft in Deutschland war es ein langer, schwieriger Weg.
Die internationalen Häftlingsverbände, bürgerschaftliche Initiativen und staatliches Handeln haben deren Entstehung in unterschiedlichem Maße geprägt.

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Wenn Sie eine Gedenkstätte besuchen, dann hat dieser historische Ort im Laufe der Jahrzehnte viele Veränderungen erlebt.

Die Orte sehen heute nicht mehr so aus wie zur damaligen Zeit.

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Fast jeder Ort hat sich verändert, manchmal in einem langen Prozess, in anderen Fällen in kurzer Zeit.

Dies sind exemplarisch Dimensionen der Veränderung:
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Deutschland hat eine dezentrale Erinnerungskultur, das heißt, sie wird nicht zentral vorgegeben.

Weltbekannte Orte wie Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen haben jährlich viele hunderttausend Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt.

Kleinere Gedenkstätten verdeutlichen in der jeweiligen Region, dass die NS-Verbrechen überall geschahen und allgegenwärtig waren.

Wie unterschiedlich große und kleine Gedenkstätte finanziert werden, können Sie nachfolgend lesen:

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Vielfalt in der Arbeit

Viele Menschen denken bei der Arbeit in Gedenkstätten zunächst an die Tourguides, die Führungen anbieten.

Doch benötigen die Gedenkstätten weitere qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den verschiedenen Abteilungen arbeiten.

Denn an diesen Orten werden Relikte der Vergangenheit gesichert, bewahrt, neues Wissen erfasst, mit Forschungsprojekten erlangt und über Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und der Bildungsarbeit nach außen getragen.

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Deshalb müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vielseitig interessiert und qualifiziert sein. Sie bewältigen täglich unterschiedlichste Aufgaben.
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Millionen Besucherinnen und Besucher beleben diese Orte.

Sie haben ein historisches Interesse, suchen Informationen über Familienangehörige oder führen eine Exkursion mit der Schulklasse durch.

Und mit jedem Besuchenden kommen individuelle Interessen, Motivationen und Fragen aus aller Welt an diese Orte.
So wird die dort vermittelte Geschichte auch immer unterschiedlich aufgenommen.
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Vielleicht waren auch Sie einmal in einer Gedenkstätte. Buchenwald, Dachau oder Sachsenhausen?

Woran denken Sie, wenn Sie sich daran zurückerinnern?
Welchen Eindruck hatten Sie?

Nachfolgend ein paar Impressionen aus den Gedenkstätten, die uns bei diesem Projekt zur Seite standen:
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Es sind unterschiedliche Fragen, Themen und Probleme, die die Gedenkstätten und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.

Die Bedeutung der historischen Orte wird angesichts der wenigen Zeitzeugen immer größer. Das führt zu veränderten pädagogischen Konzepten.

Auch digitale Formate fließen zunehmend in die Arbeit ein.
Zudem wird ein verändertes gesellschaftliches Engagement diese Orte beschäftigen.

Somit werden sich die Gedenkstätten auch in Zukunft weiter wandeln und vielleicht bald anders aussehen als heute.

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Thomas Lutz ist seit mehr als 35 Jahren als Gedenkstättenreferent unter den NS-Gedenkstätten koordinierend und beratend tätig. Ein Kurzinterview:

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Stiftung Topographie des Terrors
Gedenkstättenreferat
Sven Hilbrandt (Wissenschaftlicher Bearbeiter)
Dr. Thomas Lutz (Projektleiter)
Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin
Tel.:  +49 30 25450910
E-Mail: gedenkstaettenreferat@topographie.de

Lektorat: Dr. Angelika Königseder

Erarbeitet mit Unterstützung der Be-Yond Strategic Consulting GbR.

Projektförderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages.
Die Topographie des Terrors wird darüber hinaus durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin gefördert.

Die Bildrechte sind rechts unter dem Impressumssymbol aufgeführt.
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Bewahrung von Relikten und Spuren

Auch wenn sie aufgrund von Überformung und Nachnutzung wenig „Echtheit“ verkörpern, sind es die steinernen Spuren und Überreste, die auf die historischen Begebenheiten an den Orten verweisen. Um diese zum Sprechen zu bringen, werden in der Regel Informationen zu ihrer Geschichte zur Verfügung gestellt.

Die steinernen Überreste werden an jeder Gedenkstätte konserviert, vermehrt thematisiert und auch zum Bestandteil der Vermittlungsarbeit gemacht.

Die steinernen Überreste als letzte „Zeitzeugen“ sprechen uns als Besuchende an und motivieren zur weiteren Beschäftigung.

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Sammeln und Archivieren

Eine zentrale Aufgabe der Gedenkstätten ist die professionelle Erschließung von zum Teil über Jahrzehnte gesammelten Archivalien, die zudem für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.

Das gesicherte Archivgut sagt viel über die Geschehnisse, aber auch über die Entwicklung der Gedenkstätte als solche aus.

Nachfolgend einige Impressionen aus den verschiedenen Themen dieses Arbeitsbereiches:

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Forschung und Ausstellung

Heutige Gedenkstätten sind neben der musealen und pädagogischen Tätigkeit auch ein Ort der Forschung.

Die in der Vor-Ort-Forschung gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Bildungsarbeit sowie in die Forschungsliteratur und Ausstellungen ein und werden somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nachfolgend einige Impressionen aus den verschiedenen Bereichen dieses Arbeitsfeldes sowie ein Audiobeitrag am Ende.

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Dr. Ann Katrin Düben, Leiterin der Gedenkstätte Breitenau, geht in ihrem Audiobeitrag auf die Zusammenarbeit der Gedenkstätte mit der Universität Kassel ein, bei dem der Erinnerungsort eine Schnittstellenfunktion zwischen städtischem und ländlichem Milieu einnimmt.

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Bildungsarbeit

Gedenkstätten sind nicht nur als Orte des Mahnens und Erinnerns zu verstehen, sondern auch als kulturelle Lernorte.

Inhaltlich und methodisch sind sie immer auf den jeweiligen Ort ausgerichtet, um bestimmte Aspekte zu erklären, Kontexte herzustellen und weiterführende Lernangebote zu unterbreiten.

Das wichtigste Ziel ist die Entwicklung und Förderung von „Geschichtsbewusstsein“. Geschichte ist komplex und viele Auswirkungen der Vergangenheit reichen in unsere Gegenwart und auch in die Zukunft.

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Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen

Die Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen repräsentieren die Gedenkstätten nach außen.

Wie alle Abteilungen einer Gedenkstätte hat auch dieser Bereich eine besondere Verantwortung im Umgang mit der Vergangenheit und den vermittelten Inhalten.
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Welche Fragen bewegen in der Öffentlichkeitsarbeit einer Gedenkstätte, welche Formen gibt es und was sind ihre Aufgaben?
Dr. Iris Groschek, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Social Media der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, zu der auch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gehört, gibt uns mit ihrem Audiobeitrag einen kleinen Einblick.

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„Euthanasie“

Ein Verbrechenskomplex stellt die Verfolgung und Ermordung von Kranken in Pflege- und Nervenheilanstalten und weiteren Einrichtungen dar.

70.000 Menschen wurden 1940 und 1941 in Gaskammern in der sogenannten Euthanasie-Aktion ermordet, die in sechs der vorhandenen Anstalten eingerichtet wurden

Weitere 130.000 Anstaltspatientinnen und -patienten wurden bis Kriegsende durch klinisches Personal getötet oder verhungerten in den Heimen. Hinzu kommen mindestens 15.000 Häftlinge, die aus den KZ ausgesondert und ebenfalls in den „Euthanasie“-Anstalten im Gas erstickt wurden.


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Die „Euthanasie“-Verbrechen werden nicht nur in den sechs Gedenkstätten an ehemaligen Standorten von Gaskammern thematisiert, sondern auch in weiteren Ausstellungen in psychiatrischen Anstalten und in KZ-Gedenkstätten.

Dabei werden die historischen und ideologischen Grundlagen in den Blick genommen. Vor allem wird den Opfern über biographische Erzählungen ein Gesicht gegeben.

In den letzten Jahren gerieten verstärkt auch die Täter in den Fokus. Viele von ihnen praktizierten nach 1945 unbehelligt weiter.

Hervorzuheben ist, dass besonders an diesen Orten ein Augenmerk auf Angebote für Menschen mit Behinderung gelegt wird (Inklusionsangebote).

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KZ und Außenlager

Einen breiten Raum in der öffentlichen Wahrnehmung nehmen die Gedenkstätten an Orten ehemaliger Konzentrations- und deren Außenlager ein.

Bereits im Frühjahr 1933 wurden Konzentrationslager errichtet. Dazu gehörte auch das KZ in Breitenau bei Kassel.

Von 1936 bis 1945 wurden unter der Leitung der SS 32 Hauptlager geführt. Die meisten der mehr als 1.000 Außenlager entstanden in der zweiten Kriegshälfte.

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Bereits bis Ende 1933 richteten SA, SS, Polizei und örtliche NSDAP-Funktionäre etwa 100 Konzentrationslager zur Ausschaltung der politischen Opposition ein. Sie entstanden in Kellern, zweckentfremdeten Fabrikgebäuden, Gaststätten, in bestehenden Gefängnissen und Anstalten.

Die Lager waren in der Bevölkerung weithin bekannt. Über sie wurde in der Presse berichtet. Fast alle frühen Konzentrationslager wurden bis 1935 geschlossen. Die frühen KZ waren eine „Schule der Gewalt“. Zahlreiche SS-Männer begannen hier ihre Karriere.

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Seit Kriegsbeginn entwickelten sich die KZ zu Orten der Inhaftierung von als politisch und rassisch definierten Gegnern im besetzten Europa sowie zu einem Arbeitskräftereservoir für die Rüstungsindustrie. Die Häftlingszahlen stiegen sprunghaft an.
Insbesondere in der Schlussphase 1944/1945 verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den Lagern, so dass die Todeszahlen immer weiter anstiegen.

In mehr als 1.000 Außenlager leisteten Häftlinge Zwangsarbeit.

Obwohl die nahe der Kriegsfronten im Osten und Westen liegenden KZ schon von Mitte 1944 an aufgelöst und verlegt wurden, betrieb die SS die letzten KZ im innerdeutschen Gebiet bis zum Ende des Dritten Reiches im April/Mai 1945 weiter.

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Heute gibt es mehr als 80 KZ-Gedenkstätten oder -orte in der Bundesrepublik.

In den KZ starben hunderttausende Menschen, die Mehrzahl von ihnen in den letzten Kriegsmonaten. KZ-Gedenkstätten sind daher auch europäische Friedhöfe.

Die Ausstellungen in den KZ-Gedenkstätten thematisieren die Entwicklung der historischen Orte, die Erfahrungen und das Leiden der Inhaftierten sowie die Verbrechen der verantwortlichen SS. Häufig wird auch die NS-Geschichte der Region sowie die Verfolgung von Regimegegnern und Minderheiten vor Ort dokumentiert.

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Polizei und Justiz

Polizei und Justiz waren in das Verfolgungs- und Verbrechenssystem eingebunden. Diskriminierende Gesetze und Sondergerichte kriminalisierten politische Gegner und ideologisch ausgegrenzte Gruppen. Zahlreiche Todesurteile wurden aus politischen Gründen verhängt. Das gilt auch für tausende Gefangene aus den besetzten Ländern.

Heute erinnern daran Gedenkstätten, -orte und Dokumentationszentren der NS-Justiz und Polizei. Hierunter fallen ehemalige von der Geheimen Staatspolizei und der Ordnungspolizei genutzte Gebäude, Untersuchungshaftanstalten, Strafgefängnisse, Zuchthäuser, Zentralen der Wehrmachtsjustiz, Arbeitserziehungslager, Gerichtsorte und Hinrichtungsstätten.

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Viele Gefängnisse wurden in der Kaiserzeit erbaut und von der NS-Justiz und Polizei umgewidmet. Die meisten Einrichtungen wurden nach 1945 und werden teilweise bis heute als Haftstätten weitergenutzt. Deshalb sind einige historische Orte nicht unmittelbar zugänglich und die Gedenkstätten in Randgebäuden untergebracht.

Die verschiedenen Nutzungszeiten werden in modernen Ausstellungen an Orten wie Wolfenbüttel oder Brandenburg an der Havel veranschaulicht. Gerade der Vergleich macht die Besonderheit des NS-Verfolgungsapparats deutlich.

Ihre Beteiligung an den NS-Verbrechen verdrängten Polizei und Justiz jahrzehntelang. Seit einiger Zeit wurde dies Gegenstand öffentlicher Debatten.

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weitere Themen und Verfolgungskomplexe

Das Netz aller Gedenkstätten stellt sämtliche Verfolgungskomplexe des Nationalsozialismus dar.
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Holocaust

Die Ermordung der Jüdinnen und Juden in Europa war ein zentrales Menschheitsverbrechen der Nationalsozialisten. Die durch Staat und Gesellschaft betriebene Ausgrenzung und Verfolgung begann in Deutschland unmittelbar nach der Machtübernahme 1933.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die jüdische Bevölkerung systematisch deportiert und getötet. Ohne die Unterstützung von Verbündeten und Kollaborateuren in ganz Europa wäre es nicht möglich gewesen, diese Verbrechen so umfassend durchzuführen.

Das Gedenken an die Opfer der Vernichtung jüdischen Lebens in Europa ist ein elementarer Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur.

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Die Mordstätten befanden sich zumeist außerhalb der Grenzen des heutigen Deutschlands. Dennoch gibt es auch in Deutschland viele Gedenkorte, etwa an historischen Sammel- und Deportationsstellen für den Transport in die Todeslager, die an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung erinnern. Neben den zahlreichen dezentralen Stätten besteht seit 2005 in Berlin das zentrale Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

In vielen Gedenkstätten werden die zunehmende Ausgrenzung und schließlich Ermordung von Jüdinnen und Juden dargestellt. Hierzu wird oftmals ein biographischer Ansatz gewählt, um die Schicksale hinter den Zahlen zu verdeutlichen.

Thematisiert wird das Wissen der deutschen Bevölkerung sowie ihre Handlungsspielräume, die von Beteiligung bis zum seltenen Widerstand reichen.

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Kriegsgefangenenlager (Stalag 326)

Mehr als 8,6 Millionen alliierte Soldaten gerieten im Zweiten Weltkrieg in deutsche Gefangenschaft. Ihre Schicksale werden in den mehr als zehn Gedenkstätten an historischen Orten von Kriegsgefangenenlagern besonders eindrücklich geschildert.

Kriegsgefangenenlager waren eine besondere Form von Wehrmachtsgefängnissen und häufig als Barackenlager aufgebaut. Gedenkstätten an Orten wie dem Stalag (Stammlager) 326 Stukenbrock bei Bielefeld setzen sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der dort inhaftieren Kriegsgefangenen und den an ihnen verübten Verbrechen auseinander.

Von 5,3 bis 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen in deutschen Lagern starben allein 2,3 bis 3 Millionen an Hunger, Kälte und der unmenschlichen Behandlung. Einen Sonderstatus nahmen die italienischen Militärinternierten ein. Das Deutsche Reich sprach den Soldaten des ehemaligen Verbündeten den Status der Kriegsgefangenen ab und setzte sie ohne Rücksicht auf das Völkerrecht als Zwangsarbeiter in der Rüstung ein.

Die Stätten ehemaliger Kriegsgefangenenlager sind aufgrund der Herkunft der Opfer wie viele andere Orte internationale Friedhöfe.

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Die Ausstellungen vor Ort beschäftigen sich neben den militärischen Aspekten und den Entwicklungen der Lager vor allem mit den unterschiedlichen Lebensbedingungen der Kriegsgefangenen, je nachdem aus welchem Land sie stammten. Die Missachtung von Genfer Konvention und anderen internationalen Verträgen zum Schutz von Militärangehörigen durch das Deutsche Reich werden thematisiert.

Die an diese Orte angeschlossenen Ehrenfriedhöfe werden meist mit in die Vermittlungsarbeit der Gedenkstätten einbezogen, versinnbildlichen sie doch auf eindrückliche Weise die verheerenden Folgen der damaligen Lebensbedingungen.

Im Rahmen der Bildungsangebote an diesen internationalen Gedenkorten haben Themen wie Versöhnung, Völkerverständigung und Menschenrechte eine große Bedeutung.

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Widerstand

Nach der NS-Machtübernahme gab es vor allem aus der Arbeiterbewegung Widerstand. Nach wenigen Monaten hatte die Regierung ihr Regime so weit gefestigt, dass der nur noch geringe Widerstand keine Bedrohung mehr für sie darstellte.

Eine kleine Minderheit leistete dennoch weiterhin Widerstand, der unterschiedliche Beweggründe sowie Formen hatte. Trotz der Kontrolle vieler Lebensbereiche und der Verfolgung aller Gegner gelang es dem NS-Regime nicht, den Widerstand vollständig zu brechen.

Aufgrund des Vorbildcharakters wird dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seinen Akteuren gesondert gedacht.

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Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus war unterschiedlich motiviert und von Personen abhängig. Deshalb nehmen die mehr als 20 Einrichtungen wie die Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin Einzel- und Gruppenschicksale in den Blick, erläutern Motive sowie Handlungsspielräume der Akteure.

Der Umgang mit dem Vermächtnis des Widerstands wird ebenfalls thematisiert, da nach 1945 viele Widerstandsgruppen und -kämpfer als Verräter angesehen wurden. Erst im Laufe der Jahrzehnte und abhängig von seinen Hintergründen erfuhr der Widerstand gesellschaftliche und staatliche Anerkennung und wurde Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur.

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Jüdische Geschichte

Einen besonderen Bereich in der Gedenkstättenlandschaft bildet die Erinnerung an die Geschichte der Juden in Deutschland, wie beispielsweise in der ehemaligen Synagoge Laufersweiler im Hunsrück.

In Deutschland wurde durch den Holocaust das vielfältige jüdische Leben fast vollständig ausgelöscht. Dennoch lässt sich die Geschichte des deutschen Judentums nicht auf die Verfolgung durch die Nationalsozialisten reduzieren. Das wird an diesen Gedenkorten und Museen besonders deutlich.

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An jüdischen Museen und ehemaligen Synagogen steht neben der Vermittlung der jüdischen Geschichte die Aufklärung über jüdisches Leben, jüdische Religion, Riten und Traditionen im Vordergrund.

Ausstellungen zum jüdischen Leben wie in Laufersweiler richten aufgrund des Reichtums der jüdischen Kultur und Tradition in Deutschland ihr Augenmerk auf die gesamte 1700-jährige jüdisch-deutsche Geschichte.

Mit einem regionalgeschichtlichen Schwerpunkt der Gedenk- und Erinnerungsorte, besonders bei kleineren Einrichtungen, werden die christlich-jüdischen Beziehungen vor Ort, aber auch die Stigmatisierung und Verfolgung der Juden im Laufe der Jahrhunderte nachgezeichnet.

Pädagogische Angebote behandeln häufig neben dem Holocaust gezielt die Themen Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung, aber auch interkulturelles Leben, Völkerverständigung und Migration.

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Carolin Manns, Bildungsreferentin der ehemaligen Synagoge Laufersweiler, über die besondere Stellung ehemaliger Synagogen innerhalb der deutschen Gedenkstättenlandschaft.

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NS-Dokumentationsstätten

NS-Dokumentationszentren wie die Topographie des Terrors in Berlin, zum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, zur Bedeutung des Obersalzbergs als ein Dienstsitz von Adolf Hitler, an der NSDAP-Ordensschule Vogelsang oder dem KdF-Seebad Prora stellen eine weitere Besonderheit der deutschen Gedenkstättenlandschaft dar.

Streng genommen sind diese Orte keine Gedenkstätten, sondern dokumentieren an historischen Orten die Ideologie oder Verbrechensstruktur des Nationalsozialismus. Ursachen, Zusammenhänge und Folgen der Gewaltherrschaft werden fokussiert.
Sie sind nicht im Gedenken an eine bestimmte Opfergruppe entstanden. Dennoch werden auch an diesen Orten die Auswirkungen der Ideologie oder des Handelns der Täter beschrieben.

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Die Ausstellungen dokumentieren die historischen Strukturen und Prozesse. Sie beschreiben hierbei auch die Verantwortlichkeiten und Handlungsmöglichkeiten der Akteure.

Zudem werden die ideologischen Grundlagen des NS-Regimes sowie die Einbindung von Staat und Gesellschaft in das diktatorische System in die Vermittlung eingebunden.

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regionale Gedenkstätten

In einigen, vor allem größeren Städten widmen sich spezielle Stadtgeschichtsmuseen der NS-Verfolgungsgeschichte vor Ort. Häufig befinden sie sich an einem Ort, der mit einem besonderen Ereignis oder einer wichtigen lokalen NS-Behörde verbunden ist.

In den Fokus genommen werden neben stadtgeschichtlichen Entwicklungen vor allem Einzelschicksale ehemaliger Bürgerinnen und Bürger, die in der NS-Zeit ausgegrenzt und verfolgt wurden oder Widerstand leisteten.

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Die dort zu erfahrenden Geschichten sind mitunter nicht regional spezifisch. Viele Menschen mussten vor den Nationalsozialisten fliehen oder wurden verschleppt. Da die Überlebenden oder Angehörigen der Opfer in der ganzen Welt leben, haben auch diese Institutionen eine internationale Bedeutung.

Lange Jahre wurden die Verstrickungen von Stadtverwaltung und Stadtpersönlichkeiten in den Nationalsozialismus bewusst ausgeblendet. Mittlerweile setzen sich viele Städte mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit auseinander.

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Zwangsarbeiterlager

Nahezu in jeder größeren Stadt oder bei größeren Betrieben finden Sie Hinweise auf Gedenkorte oder -stätten ehemaliger Zwangsarbeiterlager. Der Fokus richtet sich hier auf die Bedingungen und Einzelschicksale der Menschen in der zivil genutzten Zwangsarbeit, die sich von derjenigen in KZ und Kriegsgefangenenlagern strukturell unterschied. Die Verstrickungen großer Konzerne und einzelner Firmen wird an diesen Orten thematisiert.

Mehr als 13 Millionen Zivilisten wurden vor allem in der zweiten Kriegshälfte aus dem besetzten Europa in mehrere tausend Zwangsarbeiterlager nach Deutschland verschleppt. Das macht auch diese Orte zu internationalen Erinnerungsorten.

NS-Zwangsarbeit war ein öffentliches, sichtbares Verbrechen, das Gedenken daran jedoch über längere Zeit kein Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Dies änderte sich vor allem mit den Forderungen nach Entschädigung, für deren Auszahlung vor 20 Jahren die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gegründet wurde.

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In den über 25 Gedenkstätten an ehemaligen Zwangsarbeiterlagern werden die Lebensbedingungen in den Blick genommen und die Opfer über biographische Zugänge thematisiert.

Darüber hinaus legen sie einen Fokus auf die Verstrickungen der deutschen Wirtschaft in die Zwangsarbeit, die erheblich von der millionenfachen Ausbeutung der Männer, Frauen und Kinder profitierte. Ziel der Gedenkstätten ist es unter anderem, die umfängliche Präsenz von Zwangsarbeit im Alltag darzustellen. Aber auch das Wissen um diese Verbrechen in der deutschen Bevölkerung wird angesprochen.

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Was sagen die Besucher*innen?

„Die Erinnerung an die NS-Verbrechen ist für mich sehr wichtig.
Ich möchte verstehen, wie es dazu kam und ich möchte meine eigene Familiengeschichte verstehen.

NS-Vergangenheit prägt noch immer das Bild der Stadt bzw. der Gesellschaft.“
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„Sehr informativ und eine super Führung! Ein riesengroßes Areal, was absolut sehenswert ist, wer sich für Geschichte interessiert.
Und selbst nach 5 Stunden Aufenthalt hast du immer noch etwas Neues entdecken können.
Wenn ich die Möglichkeit habe, werde ich diese Gedenkstätte wieder besuchen.“
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„Die Opfer und Erniedrigten des Nazi-Regimes mahnen uns:
'Nie wieder' - die Würde des Menschen ist unantastbar.“
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„Thank you for such an interesting, insightful and emotional journey into the history of our family.

We gained deeper understanding of our ancestors' life, the life in Rhaunen, and the surrounding area.

Your work and you are instrumental in our unterstanding of why it was so hard for our grandfather to tell us the story of his life in Rhaunen/Germany.

There are no words to describe our gratitude.“

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„Deshalb ist es so wichtig, dass wir Orte wie diesen haben, Orte des Erinnerns. Deshalb ist es wichtig, dass wir Wissen kreativ vermitteln, dass wir neue, historisch fundierte und emotional berührende Formen der Vermittlung finden. Neue Technologien eröffnen uns da auch neue Wege – Sie hier in der Gedenkstätte Gardelegen machen vor, wie das gehen kann. Sie sind neue Wege gegangen, und ich bin sicher, dass Sie eine wichtige Rolle spielen werden, wenn es um die Beschäftigung mit dem letzten dunklen Kapitel der NS-Zeit geht. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und vor allem viele Besucher!“

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
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„Damals Ort des grausamen Terrors, heute zentraler Platz des Erinnerns und der Wissensvermittlung: der sehr beeindruckende Ort fördert eine kritische und produktive Aufarbeitung unserer gemeinsamen Vergangenheit.
Dank innovativer Methoden zeigt die Topographie des Terrors wie eine zukunftsorientierte Erinnerungspolitik aussehen kann und gilt als Inspirationsquelle für andere Erinnerungsorte in Frankreich und anderswo in Europa. Über unsere zukünftige Kooperation freue ich mich sehr.
Herzlichen Dank für die interessante Führung.“

Anne-Marie Descôtes, Botschafterin der Republik Frankreich


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„Danke für die Erinnerung.“

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1945: Kriegsende

Direkt nach dem Kriegsende formieren sich die ersten Häftlingsverbände mit Unterstützung der Alliierten, um gemeinsam an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern und vor allem deren Opfer zu gedenken. Sie errichten häufig einfache Denkmale zur Ehrung der gestorbenen Mithäftlinge.

1945 bis 1960er Jahre: Nachkriegszeit

Auch in der Folgezeit sind es Verbände ehemaliger Häftlinge, die die Gründung von Gedenkstätten vorantreiben.
Aber auch die alliierten Mächte drängen auf die Einrichtung von Gedenkstätten, wie im Falle von Bergen-Belsen 1952.
Andere Orte geraten in der Nachkriegszeit jedoch auch bewusst in Vergessenheit.

1958: Gründung nationaler Mahn- und Gedenkstätten in der DDR

Auf Initiative ehemaliger Häftlinge beschließt das Zentralkomitee der SED Mitte der 1950er Jahre den Bau der drei Gedenkstätten Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen, die 1958, 1959 und 1961 eingeweiht werden.

1980er Jahre: „Graswurzelbewegung“ in der BRD

Viele Orte und Verbrechen geraten über die Jahre in Vergessenheit. Vor allem in den 1980er Jahren entstehen an verschiedenen Orten durch bürgerschaftliches Engagement getragene Gedenkinitiativen, die die Verbrechen wieder ins Bewusstsein holen und aktiv Erinnerungsarbeit leisten, die „Graswurzelbewegung“.

1990er Jahre: Wiedervereinigung

Mit der Wiedervereinigung steht die Bundesrepublik vor der schwierigen Herausforderung, die ost- und westdeutsche Gedenkstättenlandschaft miteinander zu verbinden. Als außenpolitisches Signal ist es wichtig, sich als ein neues, historisch reflektiertes Deutschland zu präsentieren, im Inneren gilt es, die Geschichtsverklärung des DDR-Antifaschismus aufzuarbeiten.

1999: Gedenkstättenkonzeption des Bundes

Nach intensiven politischen Diskussionen entwickelt der Bund die Gedenkstättenkonzeption, in der die „nationale und internationale Bedeutung“ der Gedenkstätten festgehalten und von nun an anteilig von Bund und Ländern gefördert werden.
Mit dieser Entscheidung wird die professionelle Entwicklung der Gedenkstätten gefördert und in der Folge sind auch immer mehr Bundesländer bereit, größere Finanzbeträge bereitzustellen.

2008: Weiterentwicklung der Gedenkstättenkonzeption

Damit wird verstärkt „die Entwicklung neuer didaktischer Konzepte und eine Stärkung der Gedenkstättenpädagogik“ in den Fokus genommen.

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Nationale Mahn- und Gedenkstätten

Die drei nationalen Mahn- und Gedenkstätten wurden 1958 (Buchenwald), 1959 (Ravensbrück) und 1961 (Sachsenhausen) eingeweiht.

Der Antifaschismus gehörte zum Gründungsmythos der DDR.
Es wurde hauptsächlich der kommunistischen Opfer gedacht und der Mythos von der angeblichen Selbstbefreiung Buchenwalds unter Führung der kommunistischen Häftlinge vermittelt. Die Geschichtsdarstellung stellte bewusst Bezüge zur Gegenwart her. Die DDR wurde als „neues humanistisches Deutschland“ und die BRD als Hort von ehemaligen Nationalsozialisten und Kriegstreibern gezeichnet
Positiv hervorzuheben ist die Einrichtung großer KZ-Gedenkstätten. Die Orte wurden personell ausgestattet und damit professionell betrieben.

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Bewahrung

Die Verbrechen der Nationalsozialisten sind mehr als 75 Jahre her. Diese zeitliche Distanz stellt die Gedenkstätten vor große Probleme.

Die Orte zu bewahren ist wichtig, denn die dort tätigen Institutionen sollen die Erinnerung aufrechterhalten und ziehen Besucherinnen und Besucher an.

Die Sicherung von historischen Spuren und Gebäuden sind eine zentrale Aufgabe. Gedenkstätten nehmen die historischen Orte und Objekte in ihre Obhut, um sie für zukünftige Generationen zu bewahren.

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Witterungseinflüsse setzen der Bausubstanz zu. Auch Zerstörungen in den Nachkriegsjahrzehnten haben viele historische Spuren entfernt.

Aufwendig müssen die vorhandenen Gebäude und Außengelände geschützt werden. Der Verfall soll gestoppt oder zumindest verlangsamt werden. Aber auch diese Eingriffe verändern den Ort.

Bei baulichen Rekonstruktionen soll klar erkennbar sein, was noch an historischer Bausubstanz vorhanden ist und was ergänzt wurde. Damit soll Originalität nachweisbar bleiben und dem Vorwurf der Fälschung entgegentreten werden.

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An den Stätten mit baulichen Spuren ist Geschichte zu sehen, zu spüren, zu erlaufen und somit auch sinnlich zu erfassen. Der historische Ort schafft eine räumliche Nähe, obwohl die zeitliche Distanz immer weiter zunimmt.

Es ist nicht möglich, die Vergangenheit nachzuerleben. Dies ist auch nicht das Ziel.

Die historischen Orte wollen vielmehr - durch vielfältige Anknüpfungspunkte - dazu motivieren, über das vergangene Geschehen nachzudenken. Die Geschichte der historischen Stätten muss durch Ausstellungen und Bildungsangebote erklärt werden.

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Überbauung

Eine Überbauung stellt bereits die Errichtung eines Mahnmals oder einer Stele am historischen Ort dar. Denn sie verändert ihn nachhaltig.

Die Überbauung geht häufig eng mit einer anderweitigen Nutzung des Ortes einher.

Durch die Überbauung wird der historische Zustand des Ortes verändert und seine ursprüngliche Nutzung ist weniger gut zu erkennen.

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Zahlreiche Verbrechensorte fanden für andere Zwecke Verwendung und wurden dafür umgebaut. Im ehemaligen KZ Dachau entstand beispielsweise eine Unterkunft für Flüchtlinge.

Dazu wurden Gebäude ab- oder für die Nachnutzung umgebaut. Von staatlicher Seite wurden ein Erhalt, ein Erinnern oder Gedenken nicht angestrebt.

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Durch einen Abriss kann auch Leere geschaffen werden, die Raum für Interpretation lässt. So ist in Dachau, Sachsenhausen oder Ravensbrück im Bereich der ehemaligen Häftlingsbaracken bewusst eine große Leere entstanden.

Im Falle Dachaus wurde die Gedenkstätte durch eine Rekonstruktion von zwei Baracken in den 1960er Jahren ergänzt. Hinter den Baracken erstreckt sich jedoch ein großer leerer Raum bis hin zu den Kapellen am Ende des ehemaligen Häftlingslagers. Dieser Raum wird lediglich von einer Baumallee unterbrochen.

Auch der Abriss zeigt sehr deutlich die Veränderung, der diese Orte stetig ausgesetzt sind.

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Anderweitige Nutzung

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Die anderweitige Nutzung ließ nach 1945 die Geschichte dieser Verbrechensorte vielfach in Vergessenheit geraten.

Ehemalige Konzentrationslager wurden aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit auch nach 1945 als Inhaftierungsorte genutzt, so wie das ehemalige KZ Neuengamme bei Hamburg: Zunächst als Internierungslager für Kriegsgefangene der britischen Armee und ehemalige NS-Funktionäre verwendet, wurde später auf Teilen des Geländes eine Justizvollzugsanstalt eingerichtet.
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Am Beispiel des Forts Oberer Kuhberg bei Ulm, einem ehemaligen KZ, lässt sich erkennen, dass Orte der NS-Verbrechen später auch zu zivilen und kommerziellen Zwecken genutzt wurden.

So dienten einzelne Gebäudeteile in der Nachkriegszeit als Kfz-Werkstatt und als Depot eines Getränkehandels. Das Gebäude, in dem sich die Lagerkommandantur befand, wurde sogar zur Gaststätte „Zum Hochsträß“ umfunktioniert.

1960 wurde auf Drängen der ehemaligen Häftlinge eine erste Erinnerungstafel an das frühe KZ angebracht. Seit Anfang der 1970er Jahre wird der historische Ort von zwei Vereinen als KZ-Gedenkstätte und Festungsmuseum parallel genutzt und restauriert.

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Eine weitere Möglichkeit ist die parallele Nutzung. Als Beispiel ist hier die Wewelsburg bei Paderborn zu nennen.

Das Renaissanceschloss aus dem 17. Jahrhundert wurde im Nationalsozialismus von der SS genutzt und ist heute sowohl ein Kreismuseum mit Bezug zu Mittelalter und Neuzeit als auch eine moderne KZ-Gedenkstätte mit einer informativen Ausstellung.

Zugleich wurden im ehemaligen KZ Niederhagen unweit der Wewelsburg nach 1945 Flüchtlinge in den ehemaligen Lagerbaracken sowie Häusern der SS-Waldsiedlung und dem SS-Gästehaus einquartiert.

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Wiederentdeckung und Neukonzeption

Viele historische Orte von NS-Verbrechen gerieten über die Jahre und Jahrzehnte in Vergessenheit oder ihre Geschichte wurde verdrängt. Sie mussten ins kollektive Gedächtnis zurückgerufen werden.

Aber auch die Geschichtsschreibung und veränderte Geschichtsbilder in der Bevölkerung trugen zum Wandel bei der Wahrnehmung historischer Orte bei.

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Die „Topographie des Terrors“ ist ein besonderes Beispiel für das Vergessen und Wiederbeleben eines historischen Ortes.

Die unmittelbar an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze, später die innerdeutsche Grenze, in Berlin befindlichen Gebäude der SS, der Polizei und des Reichssicherheitshauptamtes wurden nach 1945 gesprengt und abgerissen, das Gelände planiert.

Erst Ende der 1970er Jahre rückte der Ort wieder in den Blick der Öffentlichkeit.

Heute befindet sich hier das Dokumentationszentrum und die Stiftung Topographie des Terrors.

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Seit Frühjahr 1933 hat sich an der Prinz-Albrecht-Straße im Zentrum Berlins das preußische Geheime Staatspolizeiamt befunden.

Im Laufe der Jahre zogen in die historischen Gebäude auf dem Gelände weitere Zentralen des NS-Terrorapparates.

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Nach dem Krieg geriet die historische Bedeutung des Geländes immer mehr in Vergessenheit. Am nördlichen Rand des Geländes verlief seit 1961 die Berliner Mauer. Der Ort in der Mitte Berlins befand sich an der Grenze der westlichen Welt.

Nach jahrzehntelanger Fremdnutzung des Geländes wurde Ende der 1970er Jahre erstmals thematisiert, dass bis zu 15.000 Menschen im „Hausgefängnis“ der Gestapo inhaftiert waren.

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Im Jahr 1987 entstand auf dem historischen Gelände eine erste, zunächst als Provisorium geplante Ausstellung.

Die Ausstellung bezog die Reste einer ehemaligen SS-Verpflegungsbaracke für den Persönlichen Stab des Reichsführer-SS Heinrich Himmler ein und wies auf die Fundamente des Hausgefängnisses der Gestapo hin.

Mit dem Begriff „Topographie des Terrors“ wurden sowohl die Geschichte des Ortes als auch die Bezüge zu vielen weit entfernt liegenden Orten der NS-Verbrechen bezeichnet.

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Aus dem Provisorium entstand schließlich eine Stiftung öffentlichen Rechts, die nach langen Diskussionen im Jahr 2010 einen Neubau erhielt.

Hier befindet sich die Dauerausstellung „Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße“. Zudem sind in dem Gebäude eine Wechselausstellungsfläche, Seminarräume, eine Bibliothek und Büroräume untergebracht.

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Die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen ist ein markantes Beispiel für die inhaltliche und funktionale Neugestaltung eines bereits seit vielen Jahrzehnten etablierten historischen Ortes in der DDR und dem vereinten Deutschland.
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Mit Kriegsende wurden die KZ vor der herannahenden Front evakuiert.

Ein Todesmarsch mit mehr als 1.000 KZ-Häftlingen erreichte am 13. April 1945 die Isenschnibber Feldscheune am Stadtrand von Gardelegen. Die SS sperrte die Menschen in das Gebäude und setzte den Innenraum in Brand. Sie starben in den Flammen oder wurden bei Fluchtversuchen aus dem umstellten Gebäude erschossen. Von den 1016 Opfern sind heute nur 305 identifiziert.

US-amerikanische Truppen befahlen der lokalen Bevölkerung, einen Ehrenfriedhof für die Ermordeten zu errichten und ihn dauerhaft zu pflegen.

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Neben dem Ehrenfriedhof entstand auf Initiative der SED am historischen Tatort ab 1949 eine städtische Mahn- und Gedenkstätte. Die baulichen Reste der Feldscheune wurden zu einer Gedenkmauer aufgestellt.

Das Erscheinungsbild des Geländes wurde in den folgenden Jahrzehnten grundlegend gemäß der Ideologie des staatlich verordneten Antifaschismus umgestaltet und für Massenkundgebungen genutzt.
Dennoch gab es dort weiterhin auch Freiräume für individuelles und zivilgesellschaftliches Gedenken.

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Nach der Wiedervereinigung blieb die Gedenkstätte zunächst städtisch. 2015 ging sie in die Trägerschaft des Landes Sachsen-Anhalt über. Das Land förderte den Bau eines Dokumentationszentrums.

2020 eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die neue Dauerausstellung im fertiggestellten Gebäude. Dort befinden sich auch Seminarräume für die Bildungsarbeit, für Wechselausstellungen und Veranstaltungen.

Als Teil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt steht der Ort heute exemplarisch für die Geschichte der nationalsozialistischen Todesmarsch- und Endphaseverbrechen.

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Die Beteiligung von Bund, Land und Kommune

Die großen Gedenkstätten werden von der Bundesrepublik Deutschland und dem jeweiligen Bundesland finanziert.
Kleinere Einrichtungen sind auf viele Einkommensquellen angewiesen. Sie können dann dauerhaft bestehen, wenn sie regelmäßige Zuwendungen des jeweiligen Bundeslandes und anderer Finanziers erhalten. Häufig stammen die Gelder von verschiedenen Mittelgebern. Landkreise, Städte, Verbände und Organisationen beteiligen sich daran ebenso wie private Spender.

Wenn sie besondere Projekte durchführen wollen, müssen alle Gedenkstätten zusätzliche Geldmittel einwerben.

Nicht ausreichend ist die Finanzierung von Gedenkstätten, die zivilgesellschaftlich gegründet wurden und im Wesentlichen ehrenamtlich getragen werden. Sie sind von Projektmitteln und Spenden abhängig.

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