Die Vielfalt der Gedenkstättenlandschaft
Lebendige Vielfalt
Doch wie sehen sie aus? Welche Themen behandeln sie?
Wir zeigen Ihnen, dass es in Deutschland eine vielfältige Gedenkstättenlandschaft gibt. Die Gedenkstätten haben unterschiedliche Schwerpunkte und viele lokale Besonderheiten.
Der Nationalsozialismus
Die NS-Ideologie richtete sich vor allem gegen Jüdinnen und Juden, Slawinnen und Slawen sowie politische Gegner und Minderheiten, die aus rassistischen, biologischen und sozialen Motiven ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Die Nachwirkungen dieser Menschheitsverbrechen sind bis heute in vielen Ländern und Familien zu spüren.
Das „Nie wieder“ ist daher in der Erinnerungsarbeit die wichtigste Antriebskraft.
Wozu gibt es Gedenkstätten?
Das geschieht fast immer an den historischen Orten.
Es gab Millionen von Opfern, die aus unterschiedlichen Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Deshalb haben die Gedenkstätten auch unterschiedliche Themenschwerpunkte.
Grundlagen der Gedenkstätten
„Eine Gedenkstätte reicht“?
Dies hängt mit der umfassenden Verfolgungspraxis während der Zeit des Nationalsozialismus zusammen, die exemplarisch an historischen Orten dokumentiert wird.
In jeder Region und in jeder größeren Stadt finden Sie Gedenkstätten, die es zu entdecken gilt.
Und dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für Europa.
Gedenken, Bewahren, Lernen
Neben Jüdinnen und Juden gibt es weitere Gruppen von Opfern: Sinti und Roma, politisch Verfolgte, Homosexuelle, vom Nationalsozialismus als „Asoziale“, „Berufsverbrecher“ und „Kranke“ Stigmatisierte, Kriegsgefangene und Zwangsarbeitende, Opfer der Wehrmachtsjustiz, Zeugen Jehovas, Mitglieder der christlichen Kirchen, und zahlreiche zivile Opfer von Kriegs- und Menschheitsverbrechen im besetzten Europa.
An sie wird heute an den Orten ihrer Verfolgung erinnert.
Wie sehen diese Orte aus?
Die Orte sehen heute nicht mehr so aus wie zur damaligen Zeit.
Klein und groß
Weltbekannte Orte wie Buchenwald, Dachau und Sachsenhausen haben jährlich viele hunderttausend Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt.
Kleinere Gedenkstätten verdeutlichen in der jeweiligen Region, dass die NS-Verbrechen überall geschahen und allgegenwärtig waren.
Wie unterschiedlich große und kleine Gedenkstätte finanziert werden, können Sie nachfolgend lesen:
Vielfalt in der Arbeit
Nicht nur Tourguides
Doch benötigen die Gedenkstätten weitere qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den verschiedenen Abteilungen arbeiten.
Denn an diesen Orten werden Relikte der Vergangenheit gesichert, bewahrt, neues Wissen erfasst, mit Forschungsprojekten erlangt und über Veranstaltungen, Ausstellungen, Publikationen und der Bildungsarbeit nach außen getragen.
Internationale Orte
Sie haben ein historisches Interesse, suchen Informationen über Familienangehörige oder führen eine Exkursion mit der Schulklasse durch.
Und mit jedem Besuchenden kommen individuelle Interessen, Motivationen und Fragen aus aller Welt an diese Orte.
So wird die dort vermittelte Geschichte auch immer unterschiedlich aufgenommen.
Was hält die Zukunft bereit?
Die Bedeutung der historischen Orte wird angesichts der wenigen Zeitzeugen immer größer. Das führt zu veränderten pädagogischen Konzepten.
Auch digitale Formate fließen zunehmend in die Arbeit ein.
Zudem wird ein verändertes gesellschaftliches Engagement diese Orte beschäftigen.
Somit werden sich die Gedenkstätten auch in Zukunft weiter wandeln und vielleicht bald anders aussehen als heute.
Outro
Zum Anfang Zum AnfangImpressum
Gedenkstättenreferat
Sven Hilbrandt (Wissenschaftlicher Bearbeiter)
Dr. Thomas Lutz (Projektleiter)
Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin
Tel.: +49 30 25450910
E-Mail: gedenkstaettenreferat@topographie.de
Lektorat: Dr. Angelika Königseder
Erarbeitet mit Unterstützung der Be-Yond Strategic Consulting GbR.
Projektförderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages.
Die Topographie des Terrors wird darüber hinaus durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa des Landes Berlin gefördert.
Die Bildrechte sind rechts unter dem Impressumssymbol aufgeführt.
Bewahrung von Relikten und Spuren
Bewahrung von Relikten und Spuren
Die steinernen Überreste werden an jeder Gedenkstätte konserviert, vermehrt thematisiert und auch zum Bestandteil der Vermittlungsarbeit gemacht.
Die steinernen Überreste als letzte „Zeitzeugen“ sprechen uns als Besuchende an und motivieren zur weiteren Beschäftigung.
Sammeln und Archivieren
Sammeln und Archivieren
Das gesicherte Archivgut sagt viel über die Geschehnisse, aber auch über die Entwicklung der Gedenkstätte als solche aus.
Nachfolgend einige Impressionen aus den verschiedenen Themen dieses Arbeitsbereiches:
Archiv
Bibliothek
Archivpädagogik
Depot
Forschung und Ausstellung
Forschung und Ausstellungsgestaltung
Die in der Vor-Ort-Forschung gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Bildungsarbeit sowie in die Forschungsliteratur und Ausstellungen ein und werden somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Nachfolgend einige Impressionen aus den verschiedenen Bereichen dieses Arbeitsfeldes sowie ein Audiobeitrag am Ende.
Ausstellungsgestaltung
Datenbanken
Forschungsliteratur
wissenschaftliche Kooperationen
Bildungsarbeit
Bildungsarbeit
Inhaltlich und methodisch sind sie immer auf den jeweiligen Ort ausgerichtet, um bestimmte Aspekte zu erklären, Kontexte herzustellen und weiterführende Lernangebote zu unterbreiten.
Das wichtigste Ziel ist die Entwicklung und Förderung von „Geschichtsbewusstsein“. Geschichte ist komplex und viele Auswirkungen der Vergangenheit reichen in unsere Gegenwart und auch in die Zukunft.
Fortbildungen
Führungen
Workshops und Seminare
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen
Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen
Wie alle Abteilungen einer Gedenkstätte hat auch dieser Bereich eine besondere Verantwortung im Umgang mit der Vergangenheit und den vermittelten Inhalten.
Durchführung von Veranstaltungen
Kontakt mit Presse- und Medienvertretern
Kulturmarketing und -management
Website und Social Media
Apps und digitale Formate
Die Stimme aus der Gedenkstätte
Dr. Iris Groschek, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Social Media der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, zu der auch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gehört, gibt uns mit ihrem Audiobeitrag einen kleinen Einblick.
„Euthanasie“
„Euthanasie“
70.000 Menschen wurden 1940 und 1941 in Gaskammern in der sogenannten Euthanasie-Aktion ermordet, die in sechs der vorhandenen Anstalten eingerichtet wurden
Weitere 130.000 Anstaltspatientinnen und -patienten wurden bis Kriegsende durch klinisches Personal getötet oder verhungerten in den Heimen. Hinzu kommen mindestens 15.000 Häftlinge, die aus den KZ ausgesondert und ebenfalls in den „Euthanasie“-Anstalten im Gas erstickt wurden.
KZ und Außenlager
KZ und Außenlager
Bereits im Frühjahr 1933 wurden Konzentrationslager errichtet. Dazu gehörte auch das KZ in Breitenau bei Kassel.
Von 1936 bis 1945 wurden unter der Leitung der SS 32 Hauptlager geführt. Die meisten der mehr als 1.000 Außenlager entstanden in der zweiten Kriegshälfte.
Frühe Konzentrationslager
Die Lager waren in der Bevölkerung weithin bekannt. Über sie wurde in der Presse berichtet. Fast alle frühen Konzentrationslager wurden bis 1935 geschlossen. Die frühen KZ waren eine „Schule der Gewalt“. Zahlreiche SS-Männer begannen hier ihre Karriere.
Spätere Konzentrationslager
Insbesondere in der Schlussphase 1944/1945 verschlechterten sich die Lebensbedingungen in den Lagern, so dass die Todeszahlen immer weiter anstiegen.
In mehr als 1.000 Außenlager leisteten Häftlinge Zwangsarbeit.
Obwohl die nahe der Kriegsfronten im Osten und Westen liegenden KZ schon von Mitte 1944 an aufgelöst und verlegt wurden, betrieb die SS die letzten KZ im innerdeutschen Gebiet bis zum Ende des Dritten Reiches im April/Mai 1945 weiter.
Polizei und Justiz
Polizei und Justiz
Heute erinnern daran Gedenkstätten, -orte und Dokumentationszentren der NS-Justiz und Polizei. Hierunter fallen ehemalige von der Geheimen Staatspolizei und der Ordnungspolizei genutzte Gebäude, Untersuchungshaftanstalten, Strafgefängnisse, Zuchthäuser, Zentralen der Wehrmachtsjustiz, Arbeitserziehungslager, Gerichtsorte und Hinrichtungsstätten.
weitere Themen und Verfolgungskomplexe
Zum AnfangHolocaust
Holocaust
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die jüdische Bevölkerung systematisch deportiert und getötet. Ohne die Unterstützung von Verbündeten und Kollaborateuren in ganz Europa wäre es nicht möglich gewesen, diese Verbrechen so umfassend durchzuführen.
Das Gedenken an die Opfer der Vernichtung jüdischen Lebens in Europa ist ein elementarer Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur.
Kriegsgefangenenlager (Stalag 326)
Kriegsgefangenenlager
Kriegsgefangenenlager waren eine besondere Form von Wehrmachtsgefängnissen und häufig als Barackenlager aufgebaut. Gedenkstätten an Orten wie dem Stalag (Stammlager) 326 Stukenbrock bei Bielefeld setzen sich schwerpunktmäßig mit der Geschichte der dort inhaftieren Kriegsgefangenen und den an ihnen verübten Verbrechen auseinander.
Von 5,3 bis 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen in deutschen Lagern starben allein 2,3 bis 3 Millionen an Hunger, Kälte und der unmenschlichen Behandlung. Einen Sonderstatus nahmen die italienischen Militärinternierten ein. Das Deutsche Reich sprach den Soldaten des ehemaligen Verbündeten den Status der Kriegsgefangenen ab und setzte sie ohne Rücksicht auf das Völkerrecht als Zwangsarbeiter in der Rüstung ein.
Die Stätten ehemaliger Kriegsgefangenenlager sind aufgrund der Herkunft der Opfer wie viele andere Orte internationale Friedhöfe.
Widerstand
Widerstand
Eine kleine Minderheit leistete dennoch weiterhin Widerstand, der unterschiedliche Beweggründe sowie Formen hatte. Trotz der Kontrolle vieler Lebensbereiche und der Verfolgung aller Gegner gelang es dem NS-Regime nicht, den Widerstand vollständig zu brechen.
Aufgrund des Vorbildcharakters wird dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seinen Akteuren gesondert gedacht.
Jüdische Geschichte
Jüdische Geschichte in Deutschland
In Deutschland wurde durch den Holocaust das vielfältige jüdische Leben fast vollständig ausgelöscht. Dennoch lässt sich die Geschichte des deutschen Judentums nicht auf die Verfolgung durch die Nationalsozialisten reduzieren. Das wird an diesen Gedenkorten und Museen besonders deutlich.
NS-Dokumentationsstätten
NS-Dokumentationsstätten
Streng genommen sind diese Orte keine Gedenkstätten, sondern dokumentieren an historischen Orten die Ideologie oder Verbrechensstruktur des Nationalsozialismus. Ursachen, Zusammenhänge und Folgen der Gewaltherrschaft werden fokussiert.
Sie sind nicht im Gedenken an eine bestimmte Opfergruppe entstanden. Dennoch werden auch an diesen Orten die Auswirkungen der Ideologie oder des Handelns der Täter beschrieben.
Dokumentation und Gedenken
Zudem werden die ideologischen Grundlagen des NS-Regimes sowie die Einbindung von Staat und Gesellschaft in das diktatorische System in die Vermittlung eingebunden.
regionale Gedenkstätten
regionale Gedenkstätten
In den Fokus genommen werden neben stadtgeschichtlichen Entwicklungen vor allem Einzelschicksale ehemaliger Bürgerinnen und Bürger, die in der NS-Zeit ausgegrenzt und verfolgt wurden oder Widerstand leisteten.
Ausstellungen regionaler Gedenkstätten
Lange Jahre wurden die Verstrickungen von Stadtverwaltung und Stadtpersönlichkeiten in den Nationalsozialismus bewusst ausgeblendet. Mittlerweile setzen sich viele Städte mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit auseinander.
Zwangsarbeiterlager
Zwangsarbeiterlager
Mehr als 13 Millionen Zivilisten wurden vor allem in der zweiten Kriegshälfte aus dem besetzten Europa in mehrere tausend Zwangsarbeiterlager nach Deutschland verschleppt. Das macht auch diese Orte zu internationalen Erinnerungsorten.
NS-Zwangsarbeit war ein öffentliches, sichtbares Verbrechen, das Gedenken daran jedoch über längere Zeit kein Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur. Dies änderte sich vor allem mit den Forderungen nach Entschädigung, für deren Auszahlung vor 20 Jahren die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gegründet wurde.
Was sagen die Besucher*innen?
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangZeitstrahl
Aber auch die alliierten Mächte drängen auf die Einrichtung von Gedenkstätten, wie im Falle von Bergen-Belsen 1952.
Andere Orte geraten in der Nachkriegszeit jedoch auch bewusst in Vergessenheit.
Mit dieser Entscheidung wird die professionelle Entwicklung der Gedenkstätten gefördert und in der Folge sind auch immer mehr Bundesländer bereit, größere Finanzbeträge bereitzustellen.
1945: Kriegsende
Direkt nach dem Kriegsende formieren sich die ersten Häftlingsverbände mit Unterstützung der Alliierten, um gemeinsam an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern und vor allem deren Opfer zu gedenken. Sie errichten häufig einfache Denkmale zur Ehrung der gestorbenen Mithäftlinge.
1945 bis 1960er Jahre: Nachkriegszeit
Auch in der Folgezeit sind es Verbände ehemaliger Häftlinge, die die Gründung von Gedenkstätten vorantreiben.
Aber auch die alliierten Mächte drängen auf die Einrichtung von Gedenkstätten, wie im Falle von Bergen-Belsen 1952.
Andere Orte geraten in der Nachkriegszeit jedoch auch bewusst in Vergessenheit.
1958: Gründung nationaler Mahn- und Gedenkstätten in der DDR
Auf Initiative ehemaliger Häftlinge beschließt das Zentralkomitee der SED Mitte der 1950er Jahre den Bau der drei Gedenkstätten Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen, die 1958, 1959 und 1961 eingeweiht werden.
1980er Jahre: „Graswurzelbewegung“ in der BRD
Viele Orte und Verbrechen geraten über die Jahre in Vergessenheit. Vor allem in den 1980er Jahren entstehen an verschiedenen Orten durch bürgerschaftliches Engagement getragene Gedenkinitiativen, die die Verbrechen wieder ins Bewusstsein holen und aktiv Erinnerungsarbeit leisten, die „Graswurzelbewegung“.
1990er Jahre: Wiedervereinigung
Mit der Wiedervereinigung steht die Bundesrepublik vor der schwierigen Herausforderung, die ost- und westdeutsche Gedenkstättenlandschaft miteinander zu verbinden. Als außenpolitisches Signal ist es wichtig, sich als ein neues, historisch reflektiertes Deutschland zu präsentieren, im Inneren gilt es, die Geschichtsverklärung des DDR-Antifaschismus aufzuarbeiten.
1999: Gedenkstättenkonzeption des Bundes
Nach intensiven politischen Diskussionen entwickelt der Bund die Gedenkstättenkonzeption, in der die „nationale und internationale Bedeutung“ der Gedenkstätten festgehalten und von nun an anteilig von Bund und Ländern gefördert werden.
Mit dieser Entscheidung wird die professionelle Entwicklung der Gedenkstätten gefördert und in der Folge sind auch immer mehr Bundesländer bereit, größere Finanzbeträge bereitzustellen.
2008: Weiterentwicklung der Gedenkstättenkonzeption
Damit wird verstärkt „die Entwicklung neuer didaktischer Konzepte und eine Stärkung der Gedenkstättenpädagogik“ in den Fokus genommen.
Nationale Mahn- und Gedenkstätten
Nationale Mahn- und Gedenkstätten
Der Antifaschismus gehörte zum Gründungsmythos der DDR.
Es wurde hauptsächlich der kommunistischen Opfer gedacht und der Mythos von der angeblichen Selbstbefreiung Buchenwalds unter Führung der kommunistischen Häftlinge vermittelt. Die Geschichtsdarstellung stellte bewusst Bezüge zur Gegenwart her. Die DDR wurde als „neues humanistisches Deutschland“ und die BRD als Hort von ehemaligen Nationalsozialisten und Kriegstreibern gezeichnet
Positiv hervorzuheben ist die Einrichtung großer KZ-Gedenkstätten. Die Orte wurden personell ausgestattet und damit professionell betrieben.
Bewahrung
Erhalt des historischen Ortes
Die Orte zu bewahren ist wichtig, denn die dort tätigen Institutionen sollen die Erinnerung aufrechterhalten und ziehen Besucherinnen und Besucher an.
Die Sicherung von historischen Spuren und Gebäuden sind eine zentrale Aufgabe. Gedenkstätten nehmen die historischen Orte und Objekte in ihre Obhut, um sie für zukünftige Generationen zu bewahren.
Der Zahn der Zeit
Aufwendig müssen die vorhandenen Gebäude und Außengelände geschützt werden. Der Verfall soll gestoppt oder zumindest verlangsamt werden. Aber auch diese Eingriffe verändern den Ort.
Bei baulichen Rekonstruktionen soll klar erkennbar sein, was noch an historischer Bausubstanz vorhanden ist und was ergänzt wurde. Damit soll Originalität nachweisbar bleiben und dem Vorwurf der Fälschung entgegentreten werden.
Historisches Verstehen
Es ist nicht möglich, die Vergangenheit nachzuerleben. Dies ist auch nicht das Ziel.
Die historischen Orte wollen vielmehr - durch vielfältige Anknüpfungspunkte - dazu motivieren, über das vergangene Geschehen nachzudenken. Die Geschichte der historischen Stätten muss durch Ausstellungen und Bildungsangebote erklärt werden.
Überbauung
Überbauung des Ortes
Die Überbauung geht häufig eng mit einer anderweitigen Nutzung des Ortes einher.
Durch die Überbauung wird der historische Zustand des Ortes verändert und seine ursprüngliche Nutzung ist weniger gut zu erkennen.
Umbau
Dazu wurden Gebäude ab- oder für die Nachnutzung umgebaut. Von staatlicher Seite wurden ein Erhalt, ein Erinnern oder Gedenken nicht angestrebt.
Große Leere
Im Falle Dachaus wurde die Gedenkstätte durch eine Rekonstruktion von zwei Baracken in den 1960er Jahren ergänzt. Hinter den Baracken erstreckt sich jedoch ein großer leerer Raum bis hin zu den Kapellen am Ende des ehemaligen Häftlingslagers. Dieser Raum wird lediglich von einer Baumallee unterbrochen.
Auch der Abriss zeigt sehr deutlich die Veränderung, der diese Orte stetig ausgesetzt sind.
Anderweitige Nutzung
Anderweitige Nutzung des Ortesunmittelbar nach 1945
Ehemalige Konzentrationslager wurden aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit auch nach 1945 als Inhaftierungsorte genutzt, so wie das ehemalige KZ Neuengamme bei Hamburg: Zunächst als Internierungslager für Kriegsgefangene der britischen Armee und ehemalige NS-Funktionäre verwendet, wurde später auf Teilen des Geländes eine Justizvollzugsanstalt eingerichtet.
Kommerzielle Nutzung
So dienten einzelne Gebäudeteile in der Nachkriegszeit als Kfz-Werkstatt und als Depot eines Getränkehandels. Das Gebäude, in dem sich die Lagerkommandantur befand, wurde sogar zur Gaststätte „Zum Hochsträß“ umfunktioniert.
1960 wurde auf Drängen der ehemaligen Häftlinge eine erste Erinnerungstafel an das frühe KZ angebracht. Seit Anfang der 1970er Jahre wird der historische Ort von zwei Vereinen als KZ-Gedenkstätte und Festungsmuseum parallel genutzt und restauriert.
Parallele Nutzung als Gedenkstätte
Das Renaissanceschloss aus dem 17. Jahrhundert wurde im Nationalsozialismus von der SS genutzt und ist heute sowohl ein Kreismuseum mit Bezug zu Mittelalter und Neuzeit als auch eine moderne KZ-Gedenkstätte mit einer informativen Ausstellung.
Zugleich wurden im ehemaligen KZ Niederhagen unweit der Wewelsburg nach 1945 Flüchtlinge in den ehemaligen Lagerbaracken sowie Häusern der SS-Waldsiedlung und dem SS-Gästehaus einquartiert.
Wiederentdeckung und Neukonzeption
Wiederentdeckung und Neukonzeption
Aber auch die Geschichtsschreibung und veränderte Geschichtsbilder in der Bevölkerung trugen zum Wandel bei der Wahrnehmung historischer Orte bei.
„Wiederentdeckung des Ortes“ - Die Topographie des Terrors
Die unmittelbar an der sowjetisch-amerikanischen Sektorengrenze, später die innerdeutsche Grenze, in Berlin befindlichen Gebäude der SS, der Polizei und des Reichssicherheitshauptamtes wurden nach 1945 gesprengt und abgerissen, das Gelände planiert.
Erst Ende der 1970er Jahre rückte der Ort wieder in den Blick der Öffentlichkeit.
Heute befindet sich hier das Dokumentationszentrum und die Stiftung Topographie des Terrors.
Der historische Ort
Im Laufe der Jahre zogen in die historischen Gebäude auf dem Gelände weitere Zentralen des NS-Terrorapparates.
Nach 1945: Verdrängung
Nach jahrzehntelanger Fremdnutzung des Geländes wurde Ende der 1970er Jahre erstmals thematisiert, dass bis zu 15.000 Menschen im „Hausgefängnis“ der Gestapo inhaftiert waren.
Etablierung als Gedenkstätte und Stiftung
Hier befindet sich die Dauerausstellung „Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt in der Wilhelm- und Prinz-Albrecht-Straße“. Zudem sind in dem Gebäude eine Wechselausstellungsfläche, Seminarräume, eine Bibliothek und Büroräume untergebracht.
„Neukonzeption des Ortes“ – Die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen
Der historische Ort: Feldscheune Isenschnibbe
Ein Todesmarsch mit mehr als 1.000 KZ-Häftlingen erreichte am 13. April 1945 die Isenschnibber Feldscheune am Stadtrand von Gardelegen. Die SS sperrte die Menschen in das Gebäude und setzte den Innenraum in Brand. Sie starben in den Flammen oder wurden bei Fluchtversuchen aus dem umstellten Gebäude erschossen. Von den 1016 Opfern sind heute nur 305 identifiziert.
US-amerikanische Truppen befahlen der lokalen Bevölkerung, einen Ehrenfriedhof für die Ermordeten zu errichten und ihn dauerhaft zu pflegen.
Antifaschistische Erinnerungskultur in der DDR
Das Erscheinungsbild des Geländes wurde in den folgenden Jahrzehnten grundlegend gemäß der Ideologie des staatlich verordneten Antifaschismus umgestaltet und für Massenkundgebungen genutzt.
Dennoch gab es dort weiterhin auch Freiräume für individuelles und zivilgesellschaftliches Gedenken.
Neukonzeption als modernes Dokumentationszentrum
2020 eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die neue Dauerausstellung im fertiggestellten Gebäude. Dort befinden sich auch Seminarräume für die Bildungsarbeit, für Wechselausstellungen und Veranstaltungen.
Als Teil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt steht der Ort heute exemplarisch für die Geschichte der nationalsozialistischen Todesmarsch- und Endphaseverbrechen.
Die Beteiligung von Bund, Land und Kommune
Die Beteiligung von Bund, Land und Kommune
Kleinere Einrichtungen sind auf viele Einkommensquellen angewiesen. Sie können dann dauerhaft bestehen, wenn sie regelmäßige Zuwendungen des jeweiligen Bundeslandes und anderer Finanziers erhalten. Häufig stammen die Gelder von verschiedenen Mittelgebern. Landkreise, Städte, Verbände und Organisationen beteiligen sich daran ebenso wie private Spender.
Wenn sie besondere Projekte durchführen wollen, müssen alle Gedenkstätten zusätzliche Geldmittel einwerben.
Nicht ausreichend ist die Finanzierung von Gedenkstätten, die zivilgesellschaftlich gegründet wurden und im Wesentlichen ehrenamtlich getragen werden. Sie sind von Projektmitteln und Spenden abhängig.