Intro
Dokumentation des ProjektsPerspektiven öffnen – Geschichten teilenErinnerungen an Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg aus der Perspektive von Menschen mit ost- und mittelosteuropäischer Migrations- bzw. Familiengeschichte in Deutschland
Foto: Nina Weber (SHGL)
„Leerstellen“ in der Erinnerung
Foto: Nina Weber (SHGL)
Kaum gehörte Stimmen, kaum beachtete Perspektiven
Foto: Nina Weber (SHGL)
Zugänge und Perspektiven
Foto: Iris Groschek (SHGL)
Ella Nikulina
„Mein Zugang zum Projekt ist geprägt durch meine eigene Familiengeschichte und die damit verknüpften kleinen und großen Verbindungslinien zu den Themen: Zweiter Weltkrieg, Shoah und die Gegenwart in Deutschland für Post-Ost-Communities.“
Ksenja Holzmann
„Ich möchte durch meine Geschichte und meine Perspektive zeigen, dass wir alle Erinnerungskultur(en) gestalten können. Es beginnt bereits in dem Moment, wo Fragen entwickelt und geäußert werden.“
Yulia Hartz
„Den Zugang zu dem Thema habe ich über meine Großmutter und ihre Erzählungen aus ihrer Kindheit in dem von der Wehrmacht besetzten Dorf in der Sowjetunion.“
Natalia Wollny
„Als Person mit polnischer Herkunftsgeschichte, die sich viel mit deutscher und (ost-)europäischer Erinnerungskultur beschäftigt hat, fand ich es immer sehr bedauerlich, wie marginalisiert unsere Stimmen hinsichtlich der Erinnerungskultur in Deutschland sind. Das Projekt nimmt dieses Problem in den Blick und setzt sich kritisch damit auseinander – für mich ein wertvoller Zugang, den ich mitgestalten möchte.“
Jan Dohrmann
„Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Verfolgung und gestalte sie auch mit. Immer wieder muss ich feststellen, wie sehr mittel- und westeuropäische Perspektiven dominier(t)en. Allerhöchste Zeit also, die Erfahrungen, Sprachen und Kulturen osteuropäischer Menschen stärker in den Blick zu nehmen.“
Alexey Markin
„Mein Zugang war eine Veranstaltung über sowjetische Gefangene in Neuengamme am 28. August 2021. Dieses Thema wollte ich auch beim Workshop vertiefen und besprechen. Meine Überlegung war, wie kann man heute diese Menschen würdigen und ohne ideologischen Klischees erinnern? Welche Erinnerungspolitik gegenüber diese Menschen wäre hier in Deutschland gerecht?“
N. Jan
„Mein Zugang zum Projekt ist eröffnet worden, weil ich bereits an Workshops zur Familienbiograpie in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme teilgenommen habe. Beruflich habe ich mit Erinnerungskultur/ Geschichte/ Gedenkstättenarbeit nichts zu tun, aber mir ist der Austausch zum Kontext Zweiter Weltkrieg sehr wichtig, insbesondere mit Menschen mit osteuropäischen Hintergrund.“
Marina Gerber
„Mein Zugang zum Projekt ist über die Beschäftigung mit den Wissensdiskursen über und aus Osteuropa sowie meine Herkunft aus dem westsibirischen Russland.“
Hera Shokohi
„Ich bin Historikerin und beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Geschichte Osteuropas, vor allem mit der Geschichte der Sowjetunion. Osteuropa ist mein Forschungsgegenstand. Zugleich ist Osteuropa für mich ein Teil meiner Familiengeschichte: Mein Urgroßvater lebte im Iran und entschied sich, in Azerbaijan der Roten Armee beizutreten. Er kämpfte im Zweiten Weltkrieg und – laut dem tradierten Familiengedächtnis – kam er bis nach Berlin im Mai 1945. Viele meiner Familienangehörigen und Vorfahr:innen reisten in die Sowjetunion und hatten dort Freunde und Familie. Die „sowjetischen Berührungspunkte“ sind in meiner Familiengeschichte weitestgehend eine Leerstelle. Durch meine wissenschaftliche Arbeit hoffe ich sie zu füllen.“
Foto: Nina Weber (SHGL)
Antanina Chumakova
„Mein Zugang zu Erinnerungskultur war über die Geschichte des Minsker Ghettos und des Vernichtungslagers Trostenez, wo Tausende Juden aus Minsk, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Köln, Bonn, Frankfurt, Berlin, Wien und Bonn umgebracht wurden. Die Geschichte dieser Orte ist in Belarus wie in Deutschland über Jahrzehnte hinweg vergessen worden. In der deutschen Erinnerungskultur galt die Sowjetunion als ein Ort des Krieges. Die Tatorte und Morde spielten kaum eine Rolle. In der offiziellen Helden- und Partisanengeschichte des belarussischen Volkes gab es keinen Raum für das Gedenken an die Verfolgung und Vernichtung der belarussischen Juden. Erst nach 73 Jahren wurde eine gemeinsame Erinnerungskultur möglich.“
Der Blick auf die Vergangenheit: Erinnern und Gedenken
Der Blick auf die Vergangenheit: Erinnern und Gedenken
Foto: Nina Weber (SHGL)
Der Blick auf die VergangenheitGeschichte und Geschichten
Foto: Iris Groschek (SHGL)
Der Blick auf die VergangenheitErinnerungskultur und -politik
Foto: Nina Weber (SHGL)
Der Blick auf die VergangenheitGedenken
Foto: Nina Weber (SHGL)
Die Geschichte in der Gegenwart
Die Geschichte in der Gegenwart
Foto: Iris Groschek (SHGL)
Die Geschichte in der GegenwartKontinuitäten nach 1945 – und bis heute
Foto: Nina Weber (SHGL)
Die Geschichte in der GegenwartPerspektivwechsel: von der Gegenwart in die Vergangenheit
Foto: Nina Weber (SHGL)
Raum für vielfältige Erinnerungen
Raum für vielfältige Erinnerungen
Foto: Nina Weber (SHGL)
Raum für vielfältige ErinnerungenVielfältige Geschichten und Erfahrungen: wie können wir damit umgehen?
Eine Frage war daher, wie wir uns gemeinsam erinnern können in einer Gesellschaft, die von verschiedenen Erfahrungen und Perspektiven geprägt ist. Braucht es Gemeinsamkeiten dafür – und wenn ja, welches wären geeignete Kriterien: eine gemeinsame Herkunft, ähnliche Erfahrungen oder geteilte Anliegen?
Lassen sich Verbindungen auch über Unterschiede hinweg herstellen – und wenn ja, wie?
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)
Raum für vielfältige ErinnerungenEindrücke und Wünsche von Projektteilnehmenden
Foto: Iris Groschek (SHGL)
Abschluss
Perspektiven öffnen – Geschichten teilen
Foto: Nina Weber (SHGL)
Hintergründe zum Projekt
Foto: Melina Hermel (SHGL)
Impressum
Projektteilnehmende: Antanina Chumakova, Jan Dohrmann, Marina Gerber, Yulia Hartz, Ksenja Holzmann, N. Jan*, Kamil Majchrzak, Alexey Markin, Ella Nikulina, Jannick Piskorski, Hera Shokohi, Natalia Wollny
Weitere Beiträge: Leon Altenaehr, Martin Aust, Dilara Dağoğlu, Zaur Gasimov, Olga Iwanowa*, Ansgar Karnatz, Susann Lewerenz, Katja Makhotina, Natascha Nowikowa*, Yeliz Irene Yilmaz
Konzeption des Pageflows: Susann Lewerenz, Eyleen Grinda, Nina Weber
Visuelles Konzept: Nina Weber
Umsetzung des Pageflows: BE|YOND strategic consulting
Fotos: bpk/Deutsches Historisches Museum – Sebastian Ahlers, Bundesarchiv – Rudolf Kessler/CC-BY-SA 3.0, CCO Public Domain, Denkort Bunker Valentin/Landeszentrale für politische Bildung Bremen – Henry Fried, Alexander Glaue, Sarah Grandke, Iris Groschek, Melina Hermel, Sammlung N. Jan*, KZ-Gedenkstätte Dachau, Susann Lewerenz, Katja Makhotina, Emily Mohney, Museum of Warsaw – Ewa Faryaszewska, Ella Nikulina, Privatbesitz, Sammlung Jan Dohrmann, Sammlung Natascha Nowikowa*, Justin Warland, Nina Weber
Foto-Bearbeitung: Anat Frumkin, Eyleen Grinda, Nina Weber
Illustrationen: Stewart Martin
Videos: Denkort Bunker Valentin/Landeszentrale für politische Bildung Bremen – Henry Fried, Susann Lewerenz, Hera Shokohi, Nina Weber
Audios: Marina Gerber, Eyleen Grinda, Ksenja Holzmann, Susann Lewerenz, Jannick Piskorski
Bearbeitung und Schnitt von Audio- und Video-Interviews und -Filmen: Eyleen Grinda, Mattef Kuhlmey, Susann Lewerenz, Nina Weber
Redaktionelle Bearbeitung von Texten: Eyleen Grinda, Susann Lewerenz
Textlektorat: Ulrike Jensen
Für Kontakte, Anregungen und Hinweise danken wir herzlich Heidburg Behling, Alyn Beßmann, Hanno Billerbeck, Andreas Ehresmann, Gisela Ewe, Sarah Grandke, Swenja Granzow-Rauwald, Arkadij Khaet, Alexandra Köhring, Katja Makhotina, Lennart Onken und Oliver von Wrochem.
Veröffentlichung von Inhalten des Pageflows durch Dritte nur nach Rücksprache mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Kontakt: susann.lewerenz@gedenkstaetten.hamburg.de
* Name geändert
Über das Erzählen von Geschichte(n)
Über das Erzählen von Geschichte(n)
Zeichnungen: Stewart Martin,
April 2022
Spuren der Erinnerung
Spuren der ErinnerungJan Dohrmann über ein Foto seines Großvaters als polnischer Kriegsgefangener
SubstrangPluralität und Unterschiede
Gemeinsamkeiten und UnterschiedeKatja Makhotina über den Umgang mit der Vielfalt der deutschen Migrationsgesellschaft
Foto: Nina Weber (SHGL)
Multiperspektivische Erinnerung
Multiperspektivische ErinnerungKatja Makhotina über Voraussetzungen für eine multiperspektivische Erinnerungskultur
Foto: Nina Weber (SHGL)
Die eigene Geschichte
Die eigene Geschichte
„Das Gefühl ist mir sehr vertraut“: N. Jan über das Hadern mit ihrer Geschichte
Als ich studierte, hatte ich wiederholt merkwürdige Träume von meinen Großeltern, teilweise auch Alpträume. Zum Ende des Studiums habe ich angefangen mich zum Zweiten Weltkrieg insbesondere in Osteuropa zu informieren, mir war da auch schon bewusst, dass ich mich damit beschäftigen muss, weil das etwas mit mir zu tun hat. Die Folgen sind eine Sensibilität, dass das Thema nicht abgeschlossen ist in der Gesellschaft, dass der Zweite Weltkrieg in den Familien bis heute Auswirkungen hat, auch habe ich eine Sensibilität zum Thema Rassismus und struktureller Benachteiligung entwickelt. Das Gefühl, irgendwie anders zu sein und zu wissen, was es noch gibt jenseits der Normalität, begleitet mich latent durchgehend. Das Gefühl, dass jederzeit etwas Schreckliches passieren kann, ist mir sehr vertraut.“
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)
Das Modellprojekt "Perspektiven öffnen - Geschichten teilen"
Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum Anfang Zum AnfangWas ist das östliche Europa?
Was ist das östliche Europa?
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)
Was ist Osteuropa? Von Hera Shokohi mit weiteren Beiträgen von Leon Altenaehr, Martin Aust, Katja Makhotina, Zaur Gasimov und Dilara Dağoğlu, Mitarbeiter:innen der Abteilung Osteuropäische Geschichte der Universität Bonn
Was ist Osteuropa? Von Jannick Piskorski
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)
Der Zweite Weltkrieg im östlichen Europa
Der deutsche Vernichtungskrieg zur Eroberung von „Lebensraum im Osten“
Der deutsche Vernichtungskrieg zur Eroberung von „Lebensraum im Osten“
Um „Lebensraum im Osten“ zu schaffen, verfolgten die deutschen Besatzer eine Vernichtungspolitik gegen die Zivilbevölkerung und Kriegsgefangene. Die als „slawisch“ erachtete Bevölkerung, insbesondere aber jüdische Menschen sowie Romn:ja, waren davon betroffen. Millionen von Menschen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt.
Kartenskizze einer Zukunftsvision von Europa unter deutscher Herrschaft, Marienberg/Sachsen, 4. April 1943 (Ausschnitt).
Quelle: bpk/Deutsches Historisches Museum – Sebastian Ahlers
Der deutsche Krieg gegen Polen
Der deutsche Krieg gegen Polen
Die polnische Sprache und Kultur wurde unterdrückt, die Bevölkerung entrechtet und die besetzten Gebiete wirtschaftlich ausgebeutet. Ungefähr drei Millionen polnische Menschen wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Insgesamt starben während der Besatzungszeit ca. 5,5 Millionen Pol:innen, darunter ca. 3 Millionen jüdische Menschen.
Warschau während des Warschauer Aufstandes im August 1944.
Museum of Warsaw – Ewa Faryaszewska
Der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion
Der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion
In den besetzten Gebieten ermordeten „Einsatzgruppen“ systematisch die jüdische Bevölkerung und, unter dem Deckmantel der „Partisanenbekämpfung“, auch nicht-jüdische Zivilist:innen.
Die deutschen Besatzer deportierten zudem Millionen Zivilist:innen und Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich. Dort waren sie rassistischer Diskriminierung und Kontrolle sowie katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt. Ca. 3,3 Millionen sowjetische Soldaten starben in deutscher Kriegsgefangenschaft.
Die Zahl der getöteten Zivilist:innen wird auf weit über 10 Millionen geschätzt.
Berittene deutsche Soldaten in einem brennenden Dorf in Belarus,
16. Juli 1941. Bundesarchiv, Bild 101I-137-1032-14A – Rudolf Kessler/CC-BY-SA 3.0
Geteilte Erinnerungen
Geteilte Erinnerungen
Katja Makhotina über unterschiedliches Erinnern an den Krieg in Deutschland und in den postsowjetischen Staaten
Das ist, glaube ich, schon der Unterschied, dass in den Ländern, den Regionen der Sowjetunion, die unter Besatzung waren, die Erinnerung an die Zeit der Besatzung, die Zeit der deutschen Okkupation, zentral ist.
Dazu gehören auch solche Gewaltphänomene wie Hunger als Waffe, verbrannte Dörfer, Rückzugsverbrechen, Einsperrung in den Lagern, Ermordung von Kranken oder Ermordung von Kindern, Revancheaktionen oder Vergeltungsaktionen – das sind alles Phänomene, die in diesen Gesellschaften verwurzelt sind.“
Mahnmal für die im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen ausgelöschten Dörfer in Chatyn, Belarus. Foto: Sarah Grandke (SHGL)
Geschichte, die nicht endetOlga Iwanowa über Berichte ehemaliger sowjetischer Zwangsarbeiter:innen und KZ-Häftlinge im Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Foto: Nina Weber (SHGL)
Von Ost nach West: Migrationsbewegungen aus dem östlichen Europa nach Deutschland
Migration als Normalität
Migration als Normalität
Bestimmte Migrationsbewegungen aus dem östlichen Europa nach Deutschland sind aber besonders eng mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Verbrechen verbunden. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt.
Foto: Nina Weber (SHGL)
Ehemalige „Displaced Persons“ in Deutschland
Ehemalige „Displaced Persons“ in Deutschland
Die meisten von ihnen kehrten in ihre Herkunftsländer zurück oder konnten nach Jahren in DP-Camps in andere Länder auswandern. Aber vor allem viele Menschen aus dem östlichen Europa konnten oder wollten nicht zurückkehren. Einige jüdische Überlebende fürchteten antisemitische Anfeindungen. Und sowjetische DPs mussten damit rechnen, in ihrer Heimat als „Verräter“ verfolgt zu werden, weil sie „für den Feind gearbeitet“ hatten.
Als „heimatlose Ausländer“ bezeichnet, lebten diese Menschen ein Leben am Rande der deutschen Gesellschaft. Sie wurden diskriminiert und hatten Schwierigkeiten, Arbeit oder eine Wohnung zu finden. Viele litten unter den gesundheitlichen Folgen der Zwangsarbeit.
Foto: Nina Weber (SHGL)
„(Spät-)Aussiedler“ und „Kontingentflüchtlinge“
„(Spät-)Aussiedler“ und „Kontingentflüchtlinge“
Als „(Spät-)Aussiedler“ gilt, wer „als deutscher Staatsangehöriger oder deutscher Volkszugehöriger“ durch den Krieg seine Heimat verloren hatte – durch Vertreibung aus ehemals deutschen Regionen oder aus Staaten im östlichen Europa, die während des Zweiten Weltkrieges von Deutschland besetzt gewesen waren. „(Spät-)Aussiedler“ erhielten neben der deutschen Staatsangehörigkeit gewisse Integrations- und Eingliederungshilfen, die sie gegenüber anderen Migrant:innengruppen privilegierten. Zugleich wurden sie jedoch meist beruflich abgewertet, ihre Namen wurden – vielfach ohne ihr Einverständnis – geändert und sie erleben bis heute oft Alltagsdiskriminierung.
Als „Kontingentflüchtlinge“ wiederum konnten Menschen mit einem jüdischen Familienhintergrund aus post-sowjetischen Staaten nach Deutschland einwandern. Ihre Aufnahme wurde mit der historischen Verantwortung für die Shoah begründet – sie sollte ausdrücklich als „Wiedergutmachung“ dienen. Auch die „Kontingentflüchtlinge“ bekamen Integrations- und Eingliederungshilfen, wurden jedoch ebenfalls vielfach beruflich abgewertet und diskriminiert.
Foto: Nina Weber (SHGL)
Über den Umgang mit Gedenken
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)
Gedenkstätte Lager SandbostelJan Dohrmann über das Gedenken an polnische und sowjetische Kriegsgefangene auf dem ehemaligen Lagerfriedhof Sandbostel
Multiperspektivisches Erinnern am Denkort Bunker Valentinvon Ksenja Holzmann
Die Lesung der Namen von sowjetischen Zwangsarbeiter:innen in Bremen zum 27. Januar 2021
Video: Henry Fried
Foto: Ehrenanlage für KZ-Opfer auf dem Friedhof in Bremen-Osterholz. Denkort Bunker Valentin/Landeszentrale für politische Bildung – Ksenja Holzmann
Der Blick auf die VergangenheitKZ-Gedenkstätte NeuengammeYulia Hartz über den Umgang der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit der Nachnutzung des Lagergeländes durch die Stadt Hamburg
Anknüpfungspunkte richtig
Anknüpfungspunkte„Wie ein verstaubtes altes Buch“: Ella Nikulina darüber, wie Geschichte für die Gegenwart erzählt werden kann
Appell richtig
Appell
Appell
Alexey Markin, Hamburg, 06.04.2022
Die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs spielen in diesem Krieg eine besondere Rolle. Als Nachfolger der UdSSR beansprucht Russland das Recht, das Hauptopfer des deutschen Faschismus zu sein. Russländische Propagandist:innen produzieren ideologische Konstrukte, um die ukrainische Identität mit dem Nationalsozialismus gleichzusetzen. Der Unabhängigkeitskampf von Ukrainer:innen gegen den Aggressor wird dadurch stigmatisiert und der Angriff mit „Entnazifizierung“ der Ukraine gerechtfertigt.
Hier, in Hamburg, in Deutschland, in der EU, aber auch dort in Russland, in der Ukraine, in Belarus muss man auf die russländische Manipulation der Geschichte des Zweiten Weltkriegs reagieren! Denn diese Geschichte wird instrumentalisiert, um einen Krieg gegen die Ukraine zu führen, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen.
Wenn Frieden wieder kommt, wenn wir die Opfer dieses Krieges betrauern können, müssen wir lernen, über die sowjetischen Opfer des vergangenen Krieges anders zu sprechen, damit die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg nicht mehr zu einer Rechtfertigung von Aggression missbraucht wird. Die radikale Demokratisierung der Erinnerungspolitik muss ein Versprechen gegen den Krieg und gegen die Rechtfertigung des Verbrechens in der Zukunft sein.
Foto: Susann Lewerenz (SHGL)